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2024/2025 – 3. Liga

Rot-Weiss Essen – Waldhof Mannheim (1:0)

Der Wahnsinn geht weiter. Mit dem sechsten Sieg aus den letzten 7 Partien setzte Rot-Weiss Essen ein weiteres Ausrufezeichen im Abstiegskampf und konnte Meter am rettenden Ufer machen. Das Tor des Abends an der Hafenstraße gelang Ahmet Arslan mit einem direkten Freistoß nach 24 Zeigerumdrehungen. Unser Spielbericht ist online.

Vorbericht

Kracher um den Klassenerhalt gegen Waldhof Mannheim steigt am Sonntagabend!

Nach dem hart erkämpften Sieg bei der U23 in Dortmund, die bis zur gelb-roten Karte für Kabar auf Augenhöhe mit RWE waren, konnte die Serie von 16 Punkte aus sechs Spielen ausgebaut werden. Leider reicht dies nicht aus, um der roten Zone gänzlich zu entkommen. Mit Waldhof stellt sich ein Gegner vor, der ausgerechnet vor dem Spieltag den ersten Abstiegsplatz bekleidet und durch eine Miniserie in den letzten drei Spielen sogar mit einem Sieg an der Hafenstraße die Bergeborbecker überholen könnte. Für einen heißen Tanz zur allabendlichen Stunde ist also gesorgt.  

Da tat es im Vorfeld der Partie gut, dass beide rot-weissen Torhüter ein dickes Ausrufezeichen gesetzt haben. Jakob Golz hat überragende Leistungen in den letzten Wochen gezeigt und wäre bereit, seine Karriere an der Hafenstraße für mindestens zwei weitere Jahre fortzusetzen. Allerdings könnte eine Ausstiegsklausel greifen, falls höherklassige Vereine den Keeper verpflichten möchten. Dann würde wahrscheinlich Felix Wienand als Nachfolger bereitstehen, der sogar seinen Vertrag um drei weitere Jahre verlängert hat. Um die Position des Schlussmannes müssen sich alle Rot-Weissen in näherer Zukunft Sorgen machen, aber die wichtigste Voraussetzung dafür ist noch ein Stück entfernt, nämlich der Klassenerhalt in Liga Drei.

Das Personal

Uwe Koschinat machte in den letzten erfolgreichen Wochen kaum Anstalten, Veränderungen in der Startelf vorzunehmen. Auf Ekin Celebi, Gianluca Swajkowski, Nils Kaiser und Manuel Wintzheimer muss er sowieso noch verzichten, dafür meldeten sich Torben Müsel und Thomas Eisfeld einsatzbereit. Vor Jakob Golz werden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Michael Schultz, Tobias Kraulich und Rios Alonso die Dreierkette bilden, die sich von Spiel zu Spiel steigert. Auf den Außenbahnen muss sich bei Lucas Brumme auf der linken und Julian Eitschberger auf der rechten Seite eh keiner Sorgen machen.

Im Mittelfeld wird Klaus Gjasula, der sich gegen Dortmund 2 auch endlich einmal in die Offensive mit einschalten konnte, die Absicherung vor der Abwehr stellen. Davor reiht sich Tom Moustier, der seit seiner Rückkehr in den Kader noch kein schwaches Spiel in der Dritten Liga zeigte. Durch den fehlenden Spielrhythmus von Torben Müsel und Thomas Eisfeld wird auch Ahmet Arslan die Spielmacherposition bekleiden, der zuletzt auch seine Aufstellung durch gute Leistungen rechtfertigte.

Umkämpft ist nur noch die Rolle des offensiven Flügelspielers. Ramien Safi macht dort ordentlich Dampf, ist aber hinsichtlich Zweikampf- und Abschlussstärke zuletzt abgefallen. Kaito Mizuta war gegen Dortmund direkt nach seiner Einwechslung ein Aktivposten, holte den Platzverweis raus und vergoldete seinen Einsatz mit dem Tor des Tages aus dem Lehrbuch. Eine Chance als Starter ist mit Sicherheit gerechtfertigt, allerdings hat RWE bislang kaum Spieler gehabt, die von der Bank noch die Partie zugunsten eines Punktgewinns entscheiden können. Unter dem Strich ist dies ein Luxusproblem, hier kann der Trainer kaum eine falsche Entscheidung treffen. In der Sturmspitze ist dann zum Schluss Dominik Martinovic weiter gesetzt, obwohl ihm auch in Dortmund kein Torerfolg gelang. Sich aber für den ersten Treffer ausgerechnet seinen Ex-Klub aufzuheben, mag aus rot-weisser Sicht auch nicht die schlechteste Wahl sein.

Das Gegnerportrait: Waldhof Mannheim (Platz 17/ 30 Punkte/ 7 Siege, 9 Remis, 10 Niederlagen/ 31:31 Tore, Differenz 0)

Der Gegner Waldhof Mannheim kommt mit 30 Punkten auf dem Konto ins Stadion an die Hafenstraße. Und ist dennoch Tabellensiebzehnter und damit Inhaber des ersten Abstiegsplatzes. In den vier Spielzeiten zuvor hätte sich der Waldhof damit deutlich weiter oben in der Tabelle bewegt. Ein Beleg dafür, dass es wild abgeht im Abstiegskampf der Dritten Liga. Nach einer langen Durststrecke, Mannheim blieb vom 16. bis zum 23. Spieltag sieglos und holte in dieser Zeit nur drei Punkte, waren die Buwe abgerutscht bis auf Platz 18.

Bernhard Trares, nach Marco Antwerpen bereits der zweite Coach in dieser Spielzeit, war mehr als deutlich angezählt. Magenta Sport Lautsprecher Steven Ruprecht, dort verwechselt mit einem Experten, forderte mehrfach sogar den Rauswurf des Trainers. Schon eine harte Nummer für Leute, die eigentlich der Neutralität verpflichtet sind. Dann aber kam der große Befreiungsschlag. Mit 5:0 fegte der Waldhof das zuvor in guter Form befindliche Hansa Rostock in der Kurpfalz weg.

Danach blieb Mannheim am Ball. Beim besten Rückrundenteam VFL Osnabrück nahm man beim 1:1 einen wertvollen Punkt mit, noch wertvoller waren die drei Zähler gegen Alemannia Aachen, die man beim 2:1 Heimerfolg am vergangenen Spieltag einheimsen konnte. Damit schob sich Mannheim bis auf einen Punkt heran an die Alemannia, die seit ihrem 2:0 Erfolg über unseren RWE zum Auftakt der Rückrunde nur noch drei Zähler aus sechs Partien holte und nunmehr als letztes Team noch über dem Strich steht. Mit einem weiteren Sieg an der Essener Hafenstraße könnte der Waldhof punktetechnisch mit RWE gleich- und aufgrund des besseren Torverhältnisses sogar tabellarisch vorbeiziehen. Somit ist für Brisanz gesorgt.

Die gab es ohnehin meistens zwischen den beiden Teams in der jüngeren Vergangenheit. In den 5 Partien seit Essens Rückkehr in den Profifußball gab es stets einen Sieger. RWE gewann dreimal, der Waldhof zweimal. Vor allem bei der ersten Partie beider Teams, die RWE im Herbst 2022 mit 2:1 in Mannheim gewonnen hatte, ging es hoch her. Nicht nur, weil der nun für RWE aktive Dominik Martinovic das Tor für Waldhof gelang. Als Ron Berlinski nach einem Zusammenprall des Mannheimer Torhüters mit seinem Innenverteidiger Golke die Chance entschlossen und keineswegs unfair zur Essener 1:0 Führung nutzte, hakte bei Waldhof Kapitän Marcel Seegert etwas aus und er beging binnen Sekunde gleich zwei Tätlichkeiten gegen Berlinski, wurde vom inkonsequent agierenden Schiedsrichter Assad Nouhoum aber mit Gelb begnadigt.

Seegert ist noch immer beim Waldhof, war zuletzt aber nicht mehr erste Wahl für Bernhard Trares. Dessen Team ist auch ohne Seegert körperlich unangenehm und bissig. Der Waldhof wird an der Hafenstraße jeden Zentimeter Rasen umpflügen, um Punkte zu erzielen. Das Hinspiel ging mit 1:0 an Mannheim, weil RWE gute Gelegenheiten nicht nutzte und sich hinten einen entscheidenden Fauxpax erlaubte. Der seit Wochen überragende Julian Eitschberger machte dabei einen im RWE-Trikot seitdem sehr seltenen Fehler, als er bei einem langen Ball den Ex-Rot-Weissen Sascha Voelcke im Rücken entkommen ließ. Dieser traf nur den langen Pfosten des RWE-Tores, aber Terence Boyd staubte ab.

Das wird in dieser Form am Sonntagabend nicht mehr passieren, denn Boyd laboriert an den Folgen eines Mittelfußbruchs und wird noch länger nicht spielen können. Dennoch sind seine sechs Saisontreffer die aktuelle Bestmarke im Team. Mannheim holte als Boyd-Ersatz einen anderen echten Wandstürmer in die Kurpfalz. Aus Bielefeld lotste man Andre Becker nach Mannheim. Der ist mit 1,97 Meter noch deutlich größer als Boyd. An dem Deutsch-Brasilianer war angeblich auch RWE interessiert. Becker gelang in 16 Einsätzen für die Arminia kein einziger Ligatreffer, beim Waldhof traf er aber in fünf Partien schon dreimal. Da ist wohl der Knoten geplatzt. Für Becker wird Uwe Koschinat womöglich Michael Schultz als direkten Gegenspieler abstellen, körperlich passt das am besten zusammen.

Ein weiterer Garant für den Aufschwung ist der Rückkehrer Arianti Ferati, der auf der Spielmacherposition der Offensive Struktur gibt. In sieben Spielen gelang ihm zwei Scorerpunkte, was nicht nach so viel klingt, allerdings ist seine Durchschnittsnote 2,58 (KICKER) herausragend gut. Es gilt vor allem für Klaus Gjasula und auch die Innenverteidigung, seine Kreise entscheidend zu stören.

Auf ein Tempoduell darf man sich auf Essens rechter defensiver Außenbahn vorbereiten, wo erneut Eitschberger und Voelcke aufeinandertreffen werden und Eitschi etwas gutmachen möchte. Insgesamt hat Mannheim ansonsten auf dem Papier eine gut wirkende Achse aus sehr erfahrenen Spielern, genannt seien hier Spieler wie Malte Karbstein, Lukas Klünter, Henning Matriciani, Rico Benatelli oder Martin Kobylanski. Übrigens ist Mannheims Nummer 1 Jan-Christoph-Bartels beim KICKER-Sportmagazin mit der Durchschnittsnote von 2,61 tatsächlich sogar etwas besser bewertet als Essens Gigant Jakob Golz (2,76). Sachen gibt’s. Essen muss der Waldhöfer Körperlichkeit trotzen und seine schnellen Spieler in die tiefen Räume bringen. Fußballerisch ist der rot-weisse Vortrag in den letzten Wochen so gereift, dass man hier durchaus Vorteile bei der Koschinat-Elf ausmachen darf. Dann wartet zwar ein immer noch harter, aber lösbarer Gang auf die Koschinat-Elf. Siegenwollen um jeden Preis wird keines der beiden Teams, auch mit einer Punkteteilung wird man unter Umständen leben können. Insbesondere wahrscheinlich die Gäste, die sich auf eine volle Gästekurve zu ihrer Unterstützung freuen dürfen.

Der Blick über den Tellerrand und Fazit

Bereits am Freitag spielte mit dem VfL Osnabrück der erste Konkurrent von RWE gegen den SV Wehen Wiesbaden. Nach einem schwachen Auftritt der Niedersachsen musste das Team von Marco Antwerpen die erste Niederlage unter seiner Regie hinnehmen, Thjimen Goppel schoss das Tor des Tages für die Hessen. Allerdings wurde dem VfL ein klarer Elfmeter verweigert. Dennoch war die gezeigte Leistung zu wenig, um die Erfolgsserie der letzten Wochen weiter auszubauen. Für Rot-Weiss ist dies eine gute Nachricht, denn unabhängig vom Ergebnis bleien die Essener vor dem VfL und damit  über dem Strich.

Auch die Ergebnisse am frühen Samstagnachmittag sind aus Sicht der Bergeborbecker fast durchweg positiv. Aachen verlor das Heimspiel gegen Dresden, Dynamo gewann im Stile einer Spitzenmannschaft mit 0:1. Trotz guter Leistung bleiben die Aachener in der Negativspirale stecken. Auch der SV Sandhausen dreht sich weiter mit, denn gegen das Schlusslicht aus Unterhaching gab es trotz eines genehmigten Sicherheitskonzepts nur ein 2:2. Leider machte beim Wettbewerb um Punktverluste die Zweitvertretung des VfB Stuttgart nicht mit und gewann mit zehn Mann das Spiel gegen Hannover 2 mit 2:1. Sandhausen, Aachen und Stuttgart 2 bleiben alle nach dem 27. Spieltag hinter RWE, wobei die Abstiegszone durch den Sieg der Schwaben bei 31 Punkten beginnt.

Der Abstiegskrimi nimmt somit immer weiter an Fahrt auf. Außerdem gewann Hansa Rostock das Verfolgerduell auf die Aufstiegsplätze mit 2:0 gegen den FC Ingolstadt, immerhin bekam Trainerin Wittmann endlich ihre so sehr gewünschten Platzverweise, gleich zwei Rostocker Spieler mussten den Platz vorzeitig verlassen. Die Punkte bleiben dennoch an der Ostsee, mit einem Sieg im Nachholspiel gegen Unterhaching (möglicherweise auch am „grünen“ Tisch) würde Hansa an den FCI vorbeiziehen. Beim Spitzenspiel zwischen dem 1. FC Saarbrücken und Energie Cottbus gewannen die Saarländer mit 2:1 und tauschen jetzt mit den Brandenburgern die Plätze. Vielleicht ist der FCE durch die Verlängerung des Vertrages mit Trainer Wollitz ein wenig gehemmt gewesen.

Am späteren Samstagnachmittag steigt noch das Ostwestfalenduell zwischen dem SC Verl und Arminia Bielefeld. Für den SC Verl wird es dort eher um das Prestige gehen, denn weder nach oben noch nach unten wird für den Dorfklub wenig gehen. Arminia hingegen kann bei Ausrutschern der Konkurrenz nah an den Relegationsplatz zur Liga zwei heranrücken.

Vor der Partie am Sonntagabend richten sich alle Augen auf das Duell zwischen 1860 München und Dortmund 2. Die Löwen konnten sich durch den Sieg in Hannover etwas Luft verschaffen, aber sie stellen weiter das schlechteste Heimteam der Liga. Vielleicht kommen die Dortmunder gerade recht, die ersatzgeschwächt in die bayerische Landeshauptstadt reisen müssen und mit einer Niederlage tiefer in den Abstiegssumpf rutschen würden. Später am Tag muss die Viktoria aus Köln im Erzgebirge antreten. Während Aue durch den Sieg in Wiesbaden sich weiter von der Abstiegszone absetzen konnte und sich nun endgültig von allen Sorgen verabschieden könnte, hofft die Viktoria noch darauf, mit einem Sieg wieder Anschluss an die Aufstiegsplätze herzustellen. 

Auch wenn die starke Serie der letzten Wochen noch für keine Entspannung an der Hafenstraße gesorgt hat, hat die rot-weisse Elf wieder richtig gute Chancen, nach einer schwachen Hinrunde die Klasse doch noch zu halten. Uwe Koschinat warnte vor dem Spiel vor einem Spannungsabfall, damit hat er mit Sicherheit recht. Ein Sieg gegen den Waldhof wäre ein mittelgroßer Schritt zum Ziel, ein Punktverlust aber sicher nicht das Ende der Fahnenstange. Die Hafenstraße wird hoffentlich am Sonntagabend brennen und dafür sorgen, dass die Punkte in Essen bleiben werden!

In diesem Sinne:

NUR DER RWE!

Spielbericht

Ahmo Zambo an der Hafenstraße- RWE zieht Spiel gegen Mannheim durch Arslan-Traumtor.

Der Wahnsinn geht weiter. Mit dem sechsten Sieg aus den letzten 7 Partien setzte Rot-Weiss Essen ein weiteres Ausrufezeichen im Abstiegskampf und konnte Meter am rettenden Ufer machen. Das Tor des Abends an der Hafenstraße gelang Ahmet Arslan mit einem direkten Freistoß nach 24 Zeigerumdrehungen.

Das Personal

Für Uwe Koschinat galt einmal mehr die Devise „Never change a winning Team“. So begannen wie gewohnt Jakob Golz im Tor, Michael Schultz, Ene Ríos Alonso und Tobi Kraulich in der Dreierkette, ergänzt auf Außen durch Lucas Brumme und Julian Eitschberger. Tom Moustier und Klaus Gjasula schirmten auf der Doppelsechs ihre Defensive ab. Ahmet Arslan gab die kreative 10, Safi kam im Schwerpunkt über Rechts und Martinovic ackerte im Zentrum. In der englischen Woche wechselte Koschinat früher als gewohnt. Nach 63 Minuten gab es einen Doppelwechsel. Matti Wagner und Kaito Mizuta ersetzten Brumme und Arslan jeweils positionsgetreu. Genau 10 Minuten später machte der Trainer seine Formation etwas defensiver und wollte durch die Einwechslung von Torben Müsel für Ramien Safi dem Spiel seiner Elf in einer hektischen Phase mehr Struktur verleihen. Eine Minute vor dem regulären Ende hatte Dauerläufer Martinovic fertig. Für ihn kam Jo Boyamba.

Die Pluspunkte

RWE kann dreckige Siege! Es war fußballerisch nicht der beste Auftritt der Essener, aber sie nahmen das Stadion an der Hafenstraße mittels eines leidenschaftlich zu nennenden kämpferischen Auftritts voll mit. Insbesondere in der Schlussphase bebte das Stadion im Dauer-Support von den Rängen. Essen ist wieder eine Einheit! In der Anfangsphase war RWE das deutlich aktivere Team, übernahm das Kommando und ging verdient durch einen traumhaften direkten Arslan Freistoß in Führung. Ahmo Zambo!

Fast im Gegenzug vereitelte Gigant Golz gegen den durchgebrochenen Lohkemper in gewohnter Manier einen Gegentreffer. In der zweiten Hälfte musste man viel wegverteidigen und tat das auch. Trotz des gefühlten Mannheimer Dauerdrucks war Jakob Golz nun tatsächlich wenig beschäftigt, denn seine Vorderleute hauten sich in jeden Ball und alles weg. Zudem hatte RWE im Gegensatz zu den Gästen zwei gute Gelegenheiten zur Vorentscheidung. Mizuta zwang Keeper Bartels nach starker Einzelleistung zu einer guten Parade. Die nachfolgende Ecke klärte der Ex-Essener Sascha Voelcke nach Kraulich-Kopfball auf der Linie. Unter dem Strich war der Erfolg auch etwas glücklich. Aber Glück hat bekanntlich nur der Tüchtige. Und tüchtig war RWE an diesem Abend allemal.

Die Knackpunkte

Der RWE-Auftritt war in der zweiten Hälfte den meisten Betrachtern zu passiv und teilweise unnötig fehlerintensiv im eigenen Spielaufbau. So kam der Waldhof zu vielen Spielanteilen und kombinierte munter um Essens Box herum. RWE bekam insbesondere auf Ballverteiler Ferati wenig Zugriff und konzentriere sich darauf, sein Abwehrzentrum zu verdichten. Das hatte eine Vielzahl von Flanken in die Essener Box zur Folge und man konnte schon von Glück sprechen, dass nicht ein Ball mal durchrutschte. Letztlich war aber die gefährlichste Mannheimer Situation eine von Essen selbst verursachte. Eitschberger wollte eine weite Flanke am zweiten Pfosten zu Golz per Brust zurücktropfen lassen, der in seinem Rücken lauernde Voelcke hätte von dem zu kurz geratenen Ball beinahe profitiert, doch Golz blockte zur Ecke. Das war knapp. Ansonsten brachte RWE seine Anhänger mittels diverser schlampig ausgespielter Konter zur Verzweiflung. Irgendwie war den Spielern anzumerken, dass die Wichtigkeit des Matches auch in den Köpfen spürbar war und für Nervosität sorgte.

Die Aufreger

Die Luft brannte im Stadion an der Hafenstraße und Schiedsrichter Wolfgang Haslberger aus dem womöglich nach ihm benannten St. Wolfgang lief trotz seines Wohnortes nicht Gefahr, von Waldhof Trainer Bernhard Trares selig gesprochen zu werden. Es gab zwei Situationen, in denen RWE Matchglück hatte. Beide Male war Ahmet Arslan der Protagonist. Zunächst blockte Ahmo mittels einer Grätsche eine Mannheimer Flanke an Essens linkem Strafraumeck. Von Arslans ausgestrecktem Bein sprang die Kugel an Arslans ausgestreckten Arm. Hier lautet die Handregel nach Kenntnissen der Redaktion noch immer, dass kein strafbares Handspiel vorliegt, wenn der verteidigende Spieler den Ball nach einem vorherigen Kontakt mit einem anderen Körperteil an die Hand bekommt. Zudem wertete das Gespann das wohl als eine natürliche Arm-Bewegung, denn Ahmo war im vollen Schwung. Zu guter Letzt darf man noch das Zentimetermaß bemühen, ob Arslan nicht kurz vor der Strafraumlinie in Aktion trat. Tendenz hier, heikel für Essen aber wohl vertretbar, nicht auf den Punkt zu zeigen.

Berechtigt ist Mannheimer Ärger über den Freistoß, der das Siegtor nach sich zog. Arslan trifft hier, nachdem ihm der Ball zu weit weggesprungen war, eher seinen Gegenspieler als umgekehrt. Ein sehr schmeichelhafter Pfiff. Umgekehrt hätte Haslberger Waldhofs Thalhammer bereits kurz vor dem Pausenpfiff zum Duschen schicken müssen. Thalhammer trat Tom Moustier ohne irgendeine Chance auf den Ball seitlich mit offener Sohle oberhalb des Knöchels. Eine Brutalo-Atracke, für die das Dunkelgelb zu wenig war. Womöglich war in dieser Situation auch schon ordentlich Frust im Spiel, denn Mannheim konnte den überragenden Moustier mit fairen Mitteln kaum stellen. 

Eine absolute Unverschämtheit ist in diesem Kontext der Vorwurf von Waldhof-Coach Bernhard Trares an die Essener Spieler, sich häufig über den Boden gerollt zu haben. Seine Truppe langte ordentlich zu und kassierte eher zu wenig als zu viele Karten, wie Trares wütete. Einmal in Fahrt attestierte Trares seiner Mannschaft eine 90 Minuten andauernde hohe Dominanz, das Chancenplus und sah Gelegenheiten für bis zu 3 Treffer für sein Team in der Schlussphase. Nun, wer keinen einzigen richtigen Torabschluss hinbekommt, kann auch kein Tor erzielen und zu Spielbeginn bestand die Dominanz seiner Mannschaft darin, hinterherzuhecheln. Uwe Koschinat entschied sich auf der PK dazu, die Aussagen seines Kollegen nicht zu kontern.

Fazit und über den Tellerrand geschaut: Die Lage in der Dritten Liga

Das Flutlicht brannte über der Hafenstraße und die Sonne scheint im Herzen der RWE-Fans. Nach 8 Partien der Rückrunde hat RWE 2 Zähler mehr geholt als in 17 Spielen der Vorrunde. Sensationell. Und der verdiente Lohn für harte Arbeit. Wer das Momentum hat, zieht auch solche Spiele. Damit setzten sich die Rot-Weissen 6 Punkte von den Mannheimern ab, 5 Punkte sind es auf Platz 17, wo der VFB Stuttgart 2 steht. Das ist kein Megapolster, aber Essen hat auf Platz 11 der Tabelle mittlerweile eine ganze Reihe Teams zwischen sich und die Gefahrenzone gebracht. In dieser war gestern noch der 1:0-Erfolg der Münchener Löwen über den BVB 2 relevant, der nun einen starken Negativlauf zu verzeichnen hat. Für RWE geht es Schlag auf Schlag. Mittwoch geht es zu Viktoria Köln, das nur noch 4 Zähler Vorsprung auf Essen hat. Bei Schäl Sick muss Uwe Koschinat auf den aktuell überragenden Tom Moustier verzichten. Dieser handelte sich in den letzten Minuten eine Gelbsperre ein. Der Trainer muss mal wieder tüfteln. Die RWE-Fangemeinde hat Vertrauen, dass das gelingen wird.

NUR DER RWE!

Sven Meyering